Einblicke bei Familie Daum - Gastfamilie

 

Ein Tisch, der an ein Schiff erinnert, thront im Herzen des Daum'schen Familienhauses. In Eigeltingen, 15 km nordwestlich vom Bodensee, verschmilzt das Konzept des Begleitetes Wohnens in Familien (BWF) mit der herzlichen Gastfreundschaft der Daums.

 

Die Idee ist einfach, aber ändert viel: Menschen, die wegen psychischer Probleme nicht allein leben können, finden in einer Gastfamilie nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch eine neue Familie.

 

Enver Mustafa, ein 64-jähriger Mann mit einer sanften Aura und einer Leidenschaft für Spaziergänge, ist einer dieser Menschen. Seit etwa drei Jahren ist er Teil der Daum-Familie, die in ihrem geräumigen Haus eine lange Tradition der Fürsorge fortsetzt. Vor Enver Mustafa waren es Pflegekinder und andere bedürftige Erwachsene, die hier Geborgenheit fanden. Die Daums, bestehend aus den Eheleuten und ihren sechs Kindern, von denen zwei noch zu Hause und zwei in der Einliegerwohnung im selben Haus wohnen, haben Enver Mustafa als vollwertiges Familienmitglied aufgenommen.

 

Der Alltag bei den Daums ist geprägt von liebevoller Routine und Flexibilität. Susanne Daum, die noch als Altenpflegerin in Teilzeit arbeitet, ist das Herz des Hauses. Werner Daum hingegen ist der Mann für alle Fälle. Er ist Handwerker und hat das geräumige Haus und den großen Familientisch in Form eines Schiffes selbst erbaut. Enver Mustafa hat sein eigenes Zimmer und hilft bei kleinen Hausarbeiten. Er genießt es, wenn die Großfamilie sich um den Tisch versammelt. Er kann sich aber auch zurückziehen, wenn ihm danach ist.

Die Familie Daum stellt Wohnraum zur Verfügung und schafft ein Umfeld, in dem sich alle wohlfühlen. Die woge-Spitalstiftung unterstützt die Familie dabei. Susanne Daum macht interessierten Familien Mut über die entscheidende Anfangszeit: „Beim vierwöchigen Probewohnen merkt man schnell, ob die Chemie stimmt. Dann muss Vertrauen wachsen. Aber wenn der Respekt vor den besprochenen Regeln fehlt und diese mehrmals gebrochen werden, dann muss ich auch mal die Stimme erheben. Bei Enver ist das nicht nötig,“ fügt sie mit einem Lächeln hinzu.

 

Trotz aller Unterstützung gibt es auch Herausforderungen und Krisen, die gemeistert werden müssen, insbesondere bei Problemen mit Medikamenten oder der Einhaltung der Hausregeln. Hier findet fachlichen Begleitung durch die woge statt. Frau Herzog erläutert: „Wir von der woge passen unsere Besuche den Bedürfnissen der KlientenInnen und der Familie an. Bei Herrn Mustafa mache ich zur Zeit alle vier Wochen einen längeren Besuch. Wir reden und machen auch mal Einkäufe. Es gibt aber auch KlientenInnen und Familien, die besuchen wir einmal wöchentlich.“

 

 

Bald feiern die Daums ihr 40-jähriges Ehejubiläum – ein Fest, bei der die ganze Familie – Kinder und ihre Partner, Enkelkinder und natürlich Enver Mustafa sich um den großen Tisch versammeln. Die woge hofft, mehr Familien wie die Familie Daum zu finden, denn wie Tania Herzog, Psychiatrische Fachkraft,  betont: „Es tut so gut, wenn ein Bewohner in einer Familienstruktur aufblüht und es ihm besser geht.“

 

Das Begleitete Wohnen in Familien bietet nicht nur psychisch Erkrankten wie Enver Mutstafa eine Alternative zum Leben in Institutionen, es bereichert auch das Leben der Gastfamilien und gibt ihnen eine neue Perspektive auf das, was es bedeutet, Familie zu sein. In der Familie Daum findet Enver Mustafa nicht nur Unterstützung, sondern ein echtes Zuhause. Und das große Herz der Familie Daum bleibt dabei stets der Mittelpunkt ihres gemeinsamen Lebens.